THE ZONE OF INTEREST Als die „perfekte Familie“ ihren idealen Lebensraum im Herzen der Hölle schuf

Jonathan Glazers Film „The Zone of Interest“ wirkt wie eine klare Momentaufnahme des Familienlebens des Massenmörders Rudolf Höß aus dem Jahre 1943. In diesem Jahr, als Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, lebte Höß mit Frau und Kindern direkt an der Lagermauer, in einem nach nationalsozialistischen Standards vorbildlichen Heim. Es war ein unheimliches „Paradies“, der sich vom Elend der Opfer nährte und eine besonders infame Kategorie des Bösen schaffte: der Eigennutz der brutalen Gleichgültigkeit.

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FIREBRAND Die überwältigende physische Seite von Gender-Ungleichheit im historischen Drama von Karim Aïnouz

Vom Elizabeth Fremantles Roman „Das Spiel der Königin“ inspiriert, präsentiert Karim Aïnouz mit dem Film „Firebrand“, das Leben von Catherine Parr als die sechste und letzte Frau vom englischen König Heinrich VIII. Trotz ihres ausgeprägten Pflichtbewusstseins, ihres intellektuellen Talents und ihres soliden ethischen Rückgrats, Catherine Parr bleibt im Aïnouzs Film-Drama verletzlich, schafft aber letztendlich den markantesten Aspekt von Gender-Ungleichheit zu überwinden: physische Stärke.

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KILLERS OF THE FLOWER MOON Todesprediger, gierige Dummköpfe und Amerikas Ur-Seele in Martin Scorseses epischem Meisterwerk

Vom David Granns gleichnamigen, nichtfiktiven Buch inspiriert, zeigt Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ eine Komplexität, die über die Darstellung der Ermordung von hunderten Mitgliedern der Osage-Community, beraubt von ihrem ölreichen Land, hinausgeht. Scorseses Film enthüllt die ungleichen Machtverhältnisse zwischen drei paradigmatischen Figuren der amerikanischen Geschichte: Todesprediger, gierige Dummköpfe und Ureinwohner, in einer Welt, in der Gesetzlichkeit als Mittel zum Verbrechen misshandelt wird.

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HELMUT BERGER In Erinnerung an den schwarzen Engel des filmischen Oeuvre Viscontis

Was könnte man über einen Schauspieler sagen, der ohne Glanz und Gloria altern wollte, nachdem er schon in seinen Dreißigern angefangen hatte, sich von der Welt abzuwenden? Nun hat aber Helmut Berger, mit seiner charakteristischen zweideutigen Aura, paradigmatische Figuren der Filmwelt Viscontis unsterblich gemacht und dabei drei Meisterwerke des italienischen Kinos erheblich geprägt. Ein Nachruf.

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DIE FRAU NEBENAN Eine tragische Frau anstelle der Femme fatale

Das filmische Oeuvre von François Truffaut präsentiert unterschiedliche Frauenfiguren in der Krise, Opfer eines „amour fou“, einer verrückten, exzessiven, unbegreiflichen Liebe. In „Die Frau nebenan“ (1981), dieser Liebeswahn hat allerdings sehr wenig mit Wahnsinn und sehr viel mit Trauma zu tun. Der Film enthüllt die Qual einer verletzlichen Frau unter dem Kontrollzwang eines Mannes. Ein Thema, das leider nichts an Aktualität eingebüßt hat.

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IM WESTEN NICHTS NEUES Unschuld, Jugend und Freundschaft zerschmettert vom Grauen des Krieges

Edward Bergers Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman „Im Westen Nichts Neues“ erzählt uns vom Untergang einer deutschen „eisernen Jugend“, die mit Siegesträumen in den Krieg geführt wurde. In der Gegenüberstellung von Unschuld und Täuschung, Freude und Elend, Menschlichkeit und Brutalität entsteht ein Mosaik aus Schönheit und Ungeheuerlichkeit, welche die Auflösung des Individuums als Hauptzoll des Krieges deutlich macht.

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ALFONSO CUARONS ROMA Die rührende Momentaufnahme einer vergangenen Kindheit

Mit „Roma“ gewährt uns der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón einen Blick in sein ehemaliges Familienleben. Wie durch ein Loch in der Wand verwandeln wir uns in kindliche Voyeure, die mehr sehen und spüren, als zuhören können. 

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